Vielleicht hast du schon mal den Begriff Worldbuilding (auf Deutsch Weltenbau) irgendwo gehört oder gelesen. Und selbst wenn nicht wirst du es dennoch irgendwo schon mal in Aktion gesehen haben. Egal ob in einem Film, einem Roman, den du letztens gelesen hast, oder aber ein Szenario in deinem Kopf. Geschichten spielen immer in einer Welt – wäre auch seltsam wenn nicht, nicht wahr? Stell dir mal Star Wars ohne das Weltall vor, oder Harry Potter ohne Hogwarts.
All diese fiktionalen Welten haben irgendwo ihren Ursprung. Und genau dieser liegt im Worldbuilding. Kurz gefasst ist Worldbuilding das Kreieren eines Umfelds, also einer Welt, in der Charaktere und Figuren sich bewegen und Dinge erleben, und in der deine erzählte Geschichte ihren Lauf nimmt.
Warum ist Worldbuilding denn nun so wichtig?
Abgesehen davon, dass eine gute Welt die Basis für deine Geschichte bieten kann, macht es einfach unglaublich viel Spaß seine eigene Welt (oder direkt auch mehrere Welten) zu basteln.
Für mich gibt es drei Hauptpunkte, die eine Geschichte ausmachen:
Die Handlung,
Die Charaktere,
Und natürlich die Welt
Rein theoretisch kannst du eine Geschichte nur mit den ersten beiden Punkten schreiben, das wirkt dann aber schnell sehr oberflächlich. Stell es dir einmal vor:
„Lana geht los, um eine Waffe zu kaufen mit der sie später den Dämon besiegen würde.“
Wir haben hier einen Charakter (Lana) und einen Handlungspunkt (den Dämon besiegen). Fügen wir nun ein wenig Worldbuilding hinzu.
„Lana geht durch die verworrenen Gassen der Stadt zu einem hinter schwarzen, zerfetzten Vorhängen versteckten Laden. Dort würde sie eine Waffe kaufen, um später den Dämon zu besiegen, einem Wesen das tief in den Höhlen der Nebelwälder wohnt.“
Alle neuen Elemente in diesem kleinen Satz sind Teil von Worldbuilding. Und wie du vielleicht sehen kannst, ist der Unterschied zum ersten Satz groß – und nicht nur in der Satzlänge. An Inhaltspunkten hat sich nicht wirklich was verändert, aber dafür mehrere andere Sachen:
Verworrene Gassen, zerfetzte Vorhänge, Höhlen, und ein Wald aus Nebel stellen direkt ein düsteres und mystisches Bild dar und beeinflussen somit die vermittelte Atmosphäre.
Zeitgleich lernt man, dass Lana eher in den Schatten wandelt und in den verlasseneren Teilen der Stadt nach Hilfe sucht. Wir bekommen also durch einen Satz eine tiefere Charakterisierung der Figur.
Meiner Meinung ist die wichtigste Veränderung die Immersion. Als Leser wird die Vorstellungskraft mehr angeregt, wenn man versucht aktiv sich diese Orte vorzustellen und den Charakteren hindurchzufolgen. Man wundert sich was es sonst noch an diesen Orten gibt. In gewisser Weise wird die Handlung interaktiver, weil man sich besser hineinversetzen kann.
Und diese Immersion ist nicht nur vorteilhaft für Leser, sondern auch dich als Erschaffer und Autor deiner Geschichte. Denn neue Orte bringen auch deine Imagination zum Laufen und somit auch deine Geschichte. Vielleicht entscheidest du plötzlich, dass es im Nebelwald Elfen gibt, die Lana helfen würden, wenn sie dort ein bisschen Zeit verbringt. So könntest du direkt noch eine Nebenstory einfügen, bevor es direkt zur Höhle vom Endgegner geht.
Was umfasst Worldbuilding dann eigentlich?
Worldbuilding ist also notwendig, um deine Geschichte realistisch zu machen. Damit man sich die Umgebung vorstellen und sich besser in die Figur hineinzuversetzen kann.
Worldbuilding ist allerdings nicht nur auf Orte begrenzt. Denk dich einmal auf den Marktplatz einer Kleinstadt. Was würdest du wohl sehen? Das Rathaus und andere Gebäude drumherum wahrscheinlich. Einen Brunnen gibt es vielleicht auch. Und an manchen Wochentagen auch Marktstände. Aber auch Leute gibt es dort, spielende Kinder, Teenager die den Platz als Treffpunkt nehmen und danach tiefer in die Stadt gehen. Vermutlich liegen auch Zigarettenstummel auf dem Boden und Kaugummi ist überall festgetreten.
Alles was ich eben aufgezählt habe, jedes kleinste Detail, das dir einfallen könnte, ist Teil von Worldbuilding. Jedes Wort gibt deiner Welt etwas mehr Tiefe.
Aber natürlich ist mehr nicht immer mehr. Zwar könntest du von einem Sandkorn am Strand schreiben, aber da gibt es so viele von, dass es nicht wirklich sinnvoll wäre, hier genauer ins Detail zu gehen. Immerhin weiß so ziemlich jeder das am Strand Sand liegt.
Die richtige Balance zu finden ist also sehr wichtig, wenn auch gar nicht so einfach, denn am Ende verrennst du dich vielleicht in deinen verworrenen Gassen und ungleich Lana, findest du den Laden am Ende nicht mehr.
Oft findet man detailreiches Worldbuilding demnach an den spektakuläreren und interessanteren Orten einer Geschichte. Das ist auch völlig in Ordnung so. Es ist in der Regel besser einen Ort auszubauen, der im Mittelpunkt steht und viel Bedeutung hat, weil er oft im Verlauf der Handlung besucht wird, als einen der nur kurz erwähnt wird.
Worldbuilding ist also deine Möglichkeit ein wenig Gott zu spielen und alles nach deinen eigenen Vorstellungen zu entwickeln. In deiner eigenen fiktionalen Welt sind keine Grenzen gesetzt (obwohl es natürlich Regeln innerhalb deiner Welt geben sollte).
Es ist hübsch, funktional, kreativ, wertet jede Erzählung auf und vor allen Dingen macht es einfach Spaß.