Die 4 Grundsäulen von Worldbuilding – Regeln


Als nächsten Punkt in der Grundsäulen-Reihe klappern wir die Regeln im Worldbuilding ab. Wir alle sind ihnen in unserem Leben doch irgendwann mal begegnet und haben uns vermutlich auch schon gewünscht, dass sie nicht da wären. Regeln grenzen Freiheiten ein und wer will das schon. Und dennoch sind wir uns (hoffentlich) bewusst, dass wir sie unbedingt brauchen, damit die Welt nicht ins Chaos fällt. Und solange Chaos nicht das System deiner eigenen fiktionalen Welt sein soll, musst du Regeln implementieren. Nicht kannst, nicht sollst, musst. Damit du dich jetzt aber nicht grundlos bedroht fühlst, erkläre ich dir ein wenig warum.

Was sind Regeln und wieso sind sie so wichtig?

Regeln bestimmen die gesamten Umstände deiner Welt. Von dem kleinsten Detail bis hin zum wichtigsten Abschnitt deiner Geschichte. Sie sind absolut fundamental, um eine unanfechtbare Beständigkeit im Worldbuilding zu schaffen. Wie im echten Leben sollte alles in deiner Geschichte Regeln unterliegen; sei es nur die Schwerkraft oder eine Verfassung deiner imaginativen Rechtsprechung.

Und warum sind sie denn eigentlich so wichtig? Nun, sie geben deiner Welt Struktur und Kohärenz, aber vor allen Dingen Glaubwürdigkeit. Egal ob Fantasy, Sci-Fi, oder Romanze, eine glaubwürdige Geschichte ist immer besser als eine die im Kopf des Betrachters nur wenig Sinn macht. Sie ist realistischer und dadurch immersiver, bringt die Botschaft deiner Erzählung besser rüber, und im großen Ganzen auch einfacher verstehbar – zumindest solange die Regeln im Worldbuilding nicht zu komplex werden.


Worldbuilding Regeln - Schreiben

Was umfassen Regeln alles?

Vom großen Bild zum kleinsten Detail, Regeln sind im Worldbuilding allumfassend. Egal welches Genre, deine Geschichte sollte Regeln unterliegen. Auch wenn deine Welt eine Karbonkopie von der realen Erde ist, solltest du denn noch (im Vorhinein) eben genau diese Regeln definieren.

Und Apropos Genre; das diktiert dir sowieso schon ein paar Regeln vor. Realistische Fiktion hält sich an die Regeln unserer Welt und hat keinen Spielraum. Übernatürliche Werke haben Monster, Mutationen und ähnliches, und dürfen im Magie-Bereich ein wenig rumspielen. Fantasy ist dem Übernatürlichen tatsächlich nicht so unähnlich, basiert aber häufig auf einem umfangreichen Magie- und Rassensystem.

Natürlich kannst du verschieden Genre auch mischen und entsprechend passen sich die Grundregeln an. Eine moderne, urbane Fantasy Geschichte bringt Magie und Rassen in eine uns entsprechende Welt, allerdings fällt die mystische Umgebung weg und alles wird ein wenig normaler.

Wenn du dich also zu Beginn einer Geschichte auf ein Genre festgelegt hast, überleg erst mal was alle Erzählungen dieser Art gemeinsam haben und was eigentlich nie darin vorkommt. Dann hast du direkt einen Satz Grundregeln, die du im Anschluss nach eigenen Vorstellungen anpassen kannst.


Worldbuilding Regeln - Herrscher

Wie man Worldbuilding-Regeln aufstellen kann

Regeln zu entwickeln ist gar nicht mal so schwer, weil es in der Regel immer einen Orientierungspunkt gibt. Und genau so einen Orientierungspunkt will ich dir jetzt auch anhand einer praktischen Liste geben.

  • Grundregeln des Genres

Wie eben beschrieben guckst du erst mal, was in deinem Genre so handelsüblich ist und benutzt das als Grundlage für fast alle deine Worldbuilding-Regeln. Schau auch gerne mal bei Genres vorbei, die deine Geschichte nicht ganz treffen aber doch in der Nähe liegen. Oft findet man so ganz schnell ein wenig Inspiration.

  • Anpassen der Genreregeln

Nicht jede Grundregel kann auf deine Welt zutreffen (und wenn doch, dann bist du ein echter Glückspilz!), also musst du ein paar Änderungen vornehmen. Zum Beispiel: In einer modernen Welt basieren die meisten Länder auf einer Form der Demokratie. Sollte aber deine Geschichte von einem Prinzen handeln, der versucht mit dem einfachen Volk zu leben, ist das ganze wohl eher eine Monarchie und muss entsprechend angepasst werden. Und dann musst du dir überlegen, wie sich diese Regeländerung auf deine Welt auswirkt.

  • Regeln, die sich aus der Handlung geben

Lana kauft in einem zwielichtigen Laden im Armenviertel eine Waffe. Daraus kann ich eine Regel entwickeln, das Waffenverkauf nur an Ritter und Adelige legal ist und der Rest sich irgendwie am Gesetz vorbeiklamüsern muss. Das Ganze gibt auch wieder einen schönen Einblick in die Hintergründe deiner Welt.

  • Regeln, die sich durch Orte ergeben

Hier kannst du dich ganz gut an den Regeln unserer eigenen Erde orientieren. In Städten gibt es eine erhöhte Regelordnung, sprich: mehr Gesetze, an die man sich halten muss und mehr Leute, die diese Gesetze durchsetzen. In einem Wald gibt es vielleicht ein Jagdverbot und die alte Ruine, die in der Wüste steht, fällt vermutlich unter Denkmalschutz. Gehe die Orte deiner Erzählung also einmal durch und schreib dir auf, ob es irgendwo Restriktionen gibt oder geben sollte.

  • Logische Zusammenschlüsse

Wenn du diese Punkte alle abgearbeitet hast, dir aber bei deiner Welt auffällt, da fehlt doch irgendwie noch etwas, dann herzlichen Glückwunsch für dein Gespür für eine Lückenlos, konsistenten Welt! Sollte dir dieses Gespür leider noch fehlen, dann empfehle ich dir folgendes, um Lücken zu finden und sie schließen zu können.

Was wäre, wenn?
Und wieso ist das so?

Stell dir diese beiden Fragen, wenn du über eine Idee oder in deiner Geschichte über etwas stolpert, das eine Erklärung hat oder benötigt. Also, was wäre, wenn ein Ritter herausfindet, dass Lanas Ladenbesitzer Waffen verkauft? Er würde verhaftet werden. Und wieso? Weil Waffenverkauf nur in anerkannten Geschäften an Ritter und Adelige legal ist.


Worldbuilding Regeln - Buch

Magie, der Knackpunkt der Regeln

Das wohl beliebteste Beispiel, wenn es um die Relevanz von Regeln im Worldbuilding geht, sind Magie und Magiesysteme. Und das will ich euch natürlich nicht vorenthalten.

Allgemeiner Konsens ist: Deine Welt sollte für jede Magieart nur ein Magiesystem haben, das unveränderlich ist und keinen Spielraum lässt (wobei der Protagonist dann oft doch aus diesem Rahmen fällt).

Hier ein Beispiel: Heilige Magie kann auf dem Glauben an eine Gottheit basieren. Je stärker und reiner der Glaube an diese Gottheit, desto stärker ist auch die Magie.

Das gleiche System könnte auch Bei Blutmagie funktionieren, einer klassischen Opfermagie. Man benutzt Blut fürs Zauber wirken und je mehr Blut, desto mächtiger ist der Zauber.

Und dann noch als zusätzliche Regel: Eine Person kann nur heilige Magie oder Blutmagie beherrschen, beides ist nicht möglich, weil sie in einem symbolischen Gegensatz stehen.

Und jetzt stell dir mal vor, alle Figuren in deiner Welt unterliegen diesen Regeln, es gibt einen erbitterten Kampf zwischen Blutmagiern und Heiligen Kriegern und dein Protagonist… kann Blutmagie anwenden ohne Blut benutzen zu müssen. Das wäre übermächtig und würde die Symbolik, den Reiz, und das Risiko der Magie rausnehmen. Und ehrlich gesagt ist es einfach nur frustrierend für alle Beteiligten – sei es Figur oder Leser – egal wie aufregend du es als Erzähler auch findest.

Wenn du unbedingt willst, dass deine Hauptfigur stärker als alle anderen ist, dann biege die Regeln nur ein wenig und sage, dass sie weniger Blut als andere für den gleichen Effekt brauchen, oder es vielleicht durch etwas anderes ersetzen können. Vielleicht kannst du daraus sogar einen Handlungspunkt machen, in welchem du beschreibst, wie widerwillig dein Charakter ist Blut für Magie zu benutzen und nun auf der Suche nach einem anderen Magiekatalysator ist.

Siehst du? Regeln haben sogar etwas Gutes und können dir neue Aspekte in deiner Geschichte öffnen, die mehr Spannung erzeugen als eine simple Auserwählten-Prophezeiung

Vermeiden solltest du übrigens auch „schlechte“ Regeln. Also Regeln die entweder kontextuell keinen Sinn machen, nur da sind um einen Charakter stärker als die anderen zu machen, oder Regeln, die für deine Geschichte nicht notwendig sind. Du brauchst keine Regel, die besagt, dass Kaffee illegal ist, wenn er in deiner Welt gar nicht vorkommt.


Regeln sind also wichtig für alles was irgendwie in Berührung mit deiner Geschichte kommt. Sie sind grundlegend abhängig vom Genre, der Handlung, den Charakteren, und vom Worldbuilding. Das gleiche ist aber auch in die andere Richtung der Fall – alles braucht Regeln, um zu funktionieren. Dementsprechend kann die Menge an Regeln schnell die Überhand nehmen, deswegen zum Schluss noch ein paar Ratschläge von mir:

Ich weiß ich sage immer, geh nicht ins Detail, das kommt während des Schreibens. Aber: Bei Regeln würde ich argumentieren, dass du durchaus ins Detail gehen darfst. Vor allem weil es dir das Worldbuilding später leichter machen wird. Verlier dich nur nicht zu sehr darin.

Der nächste Tipp mag vielleicht ein wenig gegensätzlich klingen, aber vage Regeln sind völlig in Ordnung. Tatsächlich solltest du deine Welt nicht mit regeln überfluten, sonst hast du es am Ende schwer etwas zu ändern, ohne die gesamte Geschichte neu zu verfassen. Das gleiche ist aber rauch in die andere Richtung der Fall. Solltest du zu wenige Regeln haben kann es schnell passieren, dass du dir beim Schreiben zu viele Freiheiten nimmst, die du später mühsam ausbügeln musst. Wie bei allem, versuche eine gute Balance zu finden, damit du dir keine Blockaden direkt vor deine Nase baust.

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