Arten von Worldbuilding


Du möchtest nun also eine Welt gestalten. Aber wo fängt man da überhaupt an? Nun, aller Anfang ist schwer. Aber nicht ganz so schwer, wenn man zumindest einmal schon grob weiß, was für Methoden es im Worldbuilding eigentlich gibt.

Deswegen: bevor du dich reinstürzt, überleg mal was du schon hast (oder aber auch was noch nicht). Charaktere, Handlungen, vage Ideen, oder einfache Inspiration? Das ist schon mal mehr als nichts und bedeutet, dass du deinen ersten Schritt ins Worldbuilding bereits gewagt hast.

Wenn du noch ganz am Anfang deiner Geschichte bist, stehen dir zwei Formen von Worldbuilding offen:

Handlungsabhängiges
Und handlungsunabhängiges Worldbuilding.

Es ist meist offensichtlich, um welche Form es sich handeln wird, sobald man Ideen entwickelt und in eine Geschichte einsteigt. Dennoch ist es gut sich mit beiden Arten auseinander zu setzen und sich auf eine Methode zu fokussieren.


Ein kleines Buch, das von einer hand gehalten wird. Die andere blättert eine Seite um.

Handlungsabhängiges Worldbuilding

Diese Art des Worldbuilding ist in der Regel die gängigere Variante, weil du hier nur das entwickelst, was du auch für deine Geschichte brauchst. Spezifischer gesagt, du hast bereits eine Handlung oder Elemente geplant, die in deiner Story passieren sollen, und musst nun nur noch die Orte kreieren, an denen diese stattfinden.

Das klingt sehr einfach, ist es grundsätzlich auch. Außerdem hast du durch diese Methode eine Menge Vorteile.

Weil du schon weißt, was im Laufe deiner Geschichte passieren soll, weißt du auch schon genau was du brauchst. Systeme und Regeln sind leicht ersichtlich, weil sie sich von Beginn an in deine Handlung integrieren. Darüber hinaus ist es einfach eine strukturierte Welt zu erschaffen. Heißt also: du schweifst in deinen Basteleien nicht so aus und verlierst dich nicht in Details.

Du kannst dir das in etwa wie einen Tunnel vorstellen, in dem es die ein oder andere Ausfahrt gibt (welche du getrost ignorieren kannst) und einfach geradeaus auf dein Ziel – den Ausgang – zusteuerst.

Um das ganze etwas zu versinnbildlichen, hier ein Beispiel: Du willst, dass Lana einen Dämon besiegen geht, wofür sie eine Waffe braucht. Eine geradlinige Questreihe, die nun ein Umfeld braucht in der sie abläuft.

Eine Waffe könnte sie in einem Laden kaufen, den sie in irgendeinem Winkel einer Stadt findet. Der Dämon braucht ebenfalls einen Aufenthaltsort. Beispielsweise eine Höhle in einem Wald. Und zu guter Letzt muss Lana noch irgendwie dort hinkommen. Zu fuß wäre eine Möglichkeit, oder sie stiehlt irgendwo ein Pferd und reitet die Hauptstraße zwischen zwei Städten entlang, bis sie irgendwann in den Wald abbiegt.

Das ist im Grunde alles was man für diese Handlungsidee braucht. Und das alles baut man dann noch etwas detaillierter aus und beschreibt dem Leser das Umfeld genauer. Du brauchst jedoch deine Kreativität nicht für die Entwicklung einer ganzen Stadt aufwenden, wenn das Einzige was Lana in dieser besucht ein einzelner Laden ist.


Gebirge mit Bäumen.

Handlungsunabhängiges Worldbuilding

Im Gegensatz zu unserer ersten Variante des Worldbuilding, geht es hier um die Gestaltung einer fiktionalen Welt. Das kann selbstverständlich verschiedene Grundlagen haben.

Vielleicht hast du irgendwo ein Bild gesehen, das du schön fandest und weswegen du prompt angefangen hast das in deinen Gedanken nachzubilden und zu erweitern. Oder du hast dir vorgenommen erst eine Welt und später eine Geschichte um diese Welt herum zu basteln (eine sehr spannende Idee, die ich leider viel zu selten selbst benutze). Oder aber einfach aus Spaß.

Freies Worldbuilding ist jedenfalls etwas schwerer umzusetzen. Deiner Kreativität sind nur die Grenzen deiner eigenen Vorstellungskraft gesetzt und das gleiche ist bei deiner Welt auch der Fall. Du könntest Fantasy ohne Probleme mit Thriller verbinden oder eine lebendige Stadt, die reden kann, kreieren – und es würde Sinn machen!

Daran kann man aber auch schon gut ein paar Nachteile dieser Variante erkennen. Klare Regeln sind schwer zu setzen (man kann ja einfach alles machen), wodurch Welten schnell absurd oder undurchdringbar werden. Und wenn man sich dann doch mal dazu entschieden hat Regeln einzubauen, dauert es oft länger als gewöhnlich. Vor allem weil man so ungern seinen Erschaffer-Freiraum aufgibt.

Kreativität ist toll, bedeutet aber auch, dass du viel schneller in geistige Blockaden reinläufst. Wenn handlungsabhängiges Worldbuilding wie ein Auto im Tunnel ist, dann ist dieses hier wie ein Boot auf offener See – und wie soll man sich da bitte entscheiden, wo man hinfahren möchte, wenn alle Richtungen gleich aussehen.

Das Ganze klingt nun vielleicht so, als würde ich euch davon abraten wollen, handlungsunabhängiges Worldbuilding zu benutzen. Tatsächlich ist aber eher das Gegenteil der Fall.

Hier kann deine Welt so groß oder klein, so grob oder detailliert sein, wie sie will. Du kannst dich auf die Aspekte stürzen, die dich am meisten Interessieren und diese so weit ausbauen wie du willst.

Und wenn du dich dann daran machst eine Handlungsgeschichte für diese Welt zu kreieren ist das ganze so einfach, als würdest du einen Charakter nehmen und ihn durch alles was du geschaffen hast laufen lassen.

Was auch der Grund ist, wieso diese Methode fantastisch ist, um Quest basierte Erzählungen zu schreiben oder Nebenhandlungspunkte zu generieren. Es ist eine Entdeckungsreise, für dich und deinen Charakter, wodurch sich Handlungspunkte praktisch von selbst generieren.


offene Pergamentrolle.

Beide Methoden haben ihre eindeutige Daseinsberechtigung. Und deshalb meine Empfehlung:

Als Anfänger solltest du dich eher erst mal auf handlungsbasiertes Worldbuilding konzentrieren. Eine Welt detailreicher zu gestalten ist zu jedem Zeitpunkt möglich, deshalb ist es besser einfach anzufangen und sich auf die Geschichte zu konzentrieren.

Und als Fortgeschrittener Autor und Weltenersteller fordere ich dich dazu auf freies Worldbuilding zu probieren und dich so mal auf einer neuen Ebene des Geschichtsschreiben herauszufordern. Wer weiß, vielleicht kurbelt diese Methode deine Kreativität mal so richtig an und du rennst zumindest Handlungstechnisch mal in keine Barrikaden.

Ein Mix beider Arten ist zwar möglich, würde ich allerdings nur Profis oder experimentierfreudigen Leuten empfehlen. So kannst du zwar immer zwischen Worldbuilding und Handlungsaufbau hin und her springen, allerdings kann das ganze auch schnell zu einem inkonsistenten Schreibbild führen.

So ist beispielsweise an einem Punkt deiner Geschichte deine Hauptstadt toll ausgebaut, weil du diese vor der Handlung erstellt hast. Und in einem anderen Teil ist ein genauso wichtiger Ort nur bedürftig dargestellt, weil die Handlung zuerst kam und du nur einen Ort brauchtest, an dem diese stattfindet.

Wie bei allem was Worldbuilding angeht, ist die richtige Balance wichtig. Ich jedoch würde immer eher darauf achten, dass die Konsistenz der Qualität ganz oben auf der Schreibliste steht, die richtige Balance kommt dann schon von selbst.

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