Worldbuild With Me – Lana’s Quest (Update!)


Wenn du dir die Grundsäulen-Artikel-Reihe durchgelesen hast, aber trotzdem nicht so richtig weißt, wie du ans Worldbuilding rangehen sollst, dann hast du Glück! In den nächsten paar Wochen zeige ich dir nämlich, wie ich Worldbuilding – alles auf Grundlage der vorigen Artikel – und hoffe dich damit ein wenig besser anleiten zu können.

Es war schwierig nicht eine Beispiel-Welt aufzubauen, bis ich mich tatsächlich an diesen Artikel gesetzt habe, aber ich hab’s geschafft und nun kann ich euch auf unverfälschte Weise zu meinem Arbeitsprozess mitnehmen – alles was ich hier schreibe ist im Moment entstanden nicht auf einem anderen Stück des Schreibweges passiert.

Also: lehn dich zurück und lass dich (hoffentlich) inspirieren. Und als kurze Erinnerung, möchte ich nur beifügen, dass alles hier nur die Grundlagen abdecken soll und entsprechend detaillos ist. Es geht nicht darum jedes Haus und jeden Ziegelstein einer Straße zu beschreiben, sondern ein Grundgerüst zu schaffen, in dem die Geschichte spielen kann. Ansonsten würde man ja nie dazu kommen, tatsächlich mal etwas zu erzählen.

Ein kurzer Überblick

Wie du vermutlich weißt, sind die Handlung und Charaktere unglaublich wichtig zum Aufbau einer eigenen Welt. Da das Ganze hier aber nur ein kleines Beispiel werden soll, habe ich beides so simpel wie möglich gehalten.

Unser Hauptcharakter ist (vielleicht hast du’s schon erraten): Lana! Ein junges Mädchen aus einem Dorf in der Nähe der Hauptstadt der Geschichte. Der Plan ist es sie gutherzig, stur, und skeptisch gegenüber den gehobenen Gesellschaftsklassen darzustellen.

Die Handlung ist auch entsprechend simpel: Während Lana auf einem Trip in die Hauptstadt war, wurde ihr Dorf von einem Dämon angegriffen, der unter anderem ihren Kindheitsfreund Killian getötet hat. Die Wachen der Hauptstadt scheint das aber nicht zu interessieren und so beginnt Lana die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Sie untersucht, was genau passiert ist und beschließt den Dämon ein Ende zu setzen, damit er nicht noch mehr Unheil anrichten kann, und um Killian Gerechtigkeit zu bringen.

Das Genre ist Fantasy. In diesem Fall heißt das, dass wir uns in einem mittelalter-ähnlichen Umfeld befinden, in dem es übernatürliche Wesen gibt. Das Genre wird unser Worldbuilding später noch stark beeinflussen.

Hier kannst du schon einmal sehen, dass wir gar nicht so viel brauchen, um überhaupt mit dem Worldbuilding anfangen zu können. Denn das folgt jetzt schon – der eigentliche Inhalt, um den es hier geht. Und als kurzer Vorhang: Listen werden schnell mein und dein bester Freund, also stell dich darauf ein während des Worldbuilding viele Stichpunkte zu sehen.


Worldbuilding Beispiel - Lana's Quest - Weltkarte

1. Neue Orte für Lanas Welt

Die erste der Grundlagen sind die Orte einer Geschichte. Dafür brauchen wir zunächst eine Liste unserer Handlungspunkte. Für Lana‘s Quest wären diese wie folgt:

  1. Lana ist in der Hauptstadt, um dort Besorgungen zu erledigen
  2. Zeitgleich ist der Dämonenangriff in ihrem Heimatdorf – Killian stirbt
  3. Lana kehrt ins Dorf zurück, erfährt von dem Vorfall und beschließt ihn zu untersuchen
  4. Sie kehrt zurück in die Hauptstadt, um eine Waffe zu kaufen
  5. Sie verfolgt die Spuren des Dämons bis zu seinem Heimatort und konfrontiert ihn

Das reicht zunächst erst mal, um einen Überblick zu schaffen. Sollten einem noch Handlungspunkte einfallen, kann man diese später leicht ergänzen.

Als nächsten Schritt widmen wir uns dann den Orten. Jeder Handlungspunkt wird an einen Ort gebunden.

Punkt 1 und 4 finden in der Hauptstadt statt,

Punkt 2 und 3 im Dorf,

Und Punkt 5 soll in einer Höhle in einem Wald sein.

Stellen wir uns nun vor, welche Wege Lana nehmen muss, um von und zu all diesen Orten zu reisen.

Es muss einen Weg zwischen Dorf und Hauptstadt geben, und dann noch einen zum Wald. Das wären dann insgesamt fünf Orte.

Und jetzt bauen wir diese nach und nach auf, damit sie ein bisschen mehr sind als nur eine Stadt oder ein Dorf. Um das Ganze für dich ein wenig übersichtlicher zu gestalten, werde ich die Orte nicht nach der Reihenfolge der Handlungspunkte kreieren, sondern nach Stadtnähe.



Die Hauptstadt

Die Hauptstadt stelle ich mir Kreisförmig in drei Abschnitte aufgeteilt vor, etwa so wie auf der nachfolgenden Grafik. Im kleinsten, aber einflussreichsten Abschnitt im Nordwesten sind das Schloss, der Adel, und die Ritterunterkünfte. Im mittleren Bereich der Stadt lebt der wohlhabende Mittelstand, wie Händler oder Bänke, und der Großteil der Arbeitergemeinschaft. Zuletzt, im Südosten, leben Arbeiter, die es schwierig haben ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, Bettler und Flüchtlinge, sowie die etwas zwielichtigen Betriebe. Lana wird sich hauptsächlich in den mittleren und südöstlichen Teil herumtreiben, weswegen es nicht groß nötig ist den Schlossabschnitt auszubauen.

Worldbuilding Beispiel - Lana's Quest - Aufbau der Hauptstadt
Aufbau der Hauptstadt

In Handlungspunkt 1, in dem Lana Besorgungen unternimmt, wird sie sich im mittleren Bezirk aufhalten – nennen wir diesen einfach mal den Straßendistrikt. Das Haupttor zur Hauptstadt sollte sich aus mehreren Gründen hier befinden:

  1. Der Schlossabschnitt, soll exklusiv sein – nur ausgewählte Personen können diesen betreten
  2. Der Bettlerbezirk würde einen schlechten ersten Eindruck machen
  3. Im Straßendistrikt ist der meiste Fuß- und Warenverkehr, da dort die Arbeiterklasse lebt

Entsprechend setzen wir das Haupttor an die nördliche Stadtgrenze, und ein kleineres Tor in den Westen.

Da Lana nur kurz in der Stadt sein soll, um Waren zu kaufen und verkaufen, wird sie nur im vorderen Bereich des nördlichen Straßendistrikts sein. Dort brauchen wir auch gar nicht so viel. Eine Hauptstraße, auf der Marktstände und Läden stehen, und Wohnhäuser, die die alles an der Seite entlang umranden. Im Prinzip wie eine ganz normale moderne Einkaufsstraße nur in einem altmodischeren Setting.

In Handlungspunkt 4 will sich Lana eine Waffe kaufen. Hierfür wird sie sich erst im Straßendistrikt umschauen und nicht fündig. Auf Anfragen, wo sie ein Schwert kaufen könnte, bekommt sie nur skandalierte, nichtbrauchbare antworten. Irgendwie wird ihr dann ein Laden im Bettlerbezirk empfohlen, woraufhin dieser nun von uns erschaffen werden muss.

Da dieser Teil der Stadt zeigen soll, dass sich die reichen und einflussreichen nicht um Laster in ihrer Gesellschaft kümmern, sollte der Bezirk verdreckt, verkommen, und unbewacht sein. Ich stelle mir vage, verwinkelte Gassen vor, in denen man sich verläuft, wenn man nicht in der Umgebung aufgewachsen ist. Wenige breite Straßen, alles ist zugestellt, weil es wenig Platz gibt, und die Häuser haben alle Macken und kaputte Schlösser. Der Boden ist eine Mischung aus Matsch und Kopfsteinpflaster und je weiter man an die Stadtmauer kommt, desto ruinenhafter wird alles. Weil dieser Ort für Lana und den Leser verwirrend sein soll, reicht ein vages Verständnis, wie die Umgebung aufgebaut ist.

Und dann, in der hintersten Ecke einer Gasse irgendwo im Bettlerbezirk, findet Lana ihren Laden.

Oha? Ein ganz neuer Ort? Richtig, der Laden ist zu einem der Unterorte der Hauptstadt geworden und muss entsprechend auch kreiert werden.

Vermutlich hatte der Laden mal eine Tür, jetzt hängt nur noch ein dunkler, zerrissener Vorhang da, wo die Tür mal gewesen sein muss. Ein Schild oder ähnliches, dass man hier überhaupt etwas kaufen kann, gibt es nicht. Der Laden selbst ist klein und eng, voll mit Regalen und Tischen auf denen allerlei Krimskrams liegt. Waffen, Lanas begehrter Gegenstand, sieht man auf Anhieb nicht und vermutlich weiß selbst der Besitzer nicht, was er überhaupt alles an Waren hat. Ich nenne den Laden liebevoll das Schiffswrack– voller glitzernder und halbganzer Sachen, die man eigentlich nicht braucht.

Damit wären wir mit der Hauptstadt so weit auch schon fertig.



Das Dorf

Und nun dürfen wir uns dem Dorf widmen, dem Ort wo Lanas Geschichte Fahrt aufnimmt.

Handlungspunkt 2 und 3 spielen im Dorf, und müssen auch nicht in zwei verschiedene Unterorte (so wie Handlungspunkt 1 und 4) aufgebrochen werden.

Da das Dorf kleiner ist als die Hauptstadt, brauchen wir ein bisschen mehr Detail, um es lebendiger wirken zu lassen. Da Dörfer an sich aber nicht so groß sind, ist das gar nicht so viel Aufwand.

Als erstes sollten wir uns für eine Struktur entscheiden – wie soll das Dorf aufgebaut sein. Dafür recherchiere ich erst mal, was für Arten von Dörfern es überhaupt gibt, und entscheide, was hier in Frage kommen würde. Am interessantesten finde ich lockere und Straßendörfer. Diesen beiden Formen entsprechend, soll es eine Straße geben, die in das Dorf führt, sich dann in weitere Wege aufteilt, die alle in einer Sackgasse enden. Jeder Weg soll ein paar vereinzelte Häuser haben, und die äußeren haben alle angrenzendes Farm- und Weideland.

Worldbuilding Beispiel - Lana's Quest - Aufbau des Dorfes
Aufbau des Dorfes

Da nur wenige Leute hier wohnen sollen, gibt es auch nur wenige Grundstücke, hauptsächlich das von Lanas und Killians Familien, sowie von ein paar Figuren. Die Straßen sind aufgrund der kleinen Größe vermutlich nicht sonderlich gut befestigt und bestehen hauptsächlich aus plattgetretenem Schotter und Sand. Und weil Siedlungen in der Regel an einem Gewässer liegen, sollte nicht allzu weit weg ein Fluss liegen, sowie ein großer Brunnen am zentralsten Ort des Dorfes. Dieser wäre hier vermutlich am Ende der mittleren Straße. Die Häuser im inneren sollten alle kleiner und für Handwerker oder ähnliches reserviert sein, während die äußeren direkt an das Farmland und Gehege angrenzen. Ställe und Silos sollte es auch geben.

Und das wäre dann tatsächlich soweit schon das Gröbste.


Worldbuilding Beispiel - Lana's Quest - Herrenhaus im Wald

Der Wald

Und schließlich haben wir als letzten großen Ort noch den Wald.

Während das Dorf nordöstlich von der Hauptstadt liegen soll, stelle ich mir den Wald noch ein gutes Stück weiter nördlich vor. Er sollte eine Lage haben, die in der Nähe des Dorfes liegt, damit es Sinn macht, dass ein Dämon dieses und keinen anderen Ort angreifen würde. Und damit das ganze irgendwie noch mit Straßen verbunden ist, führt von der Hauptstadt ein befestigter Weg durch den Wald zu einem anderen Ort mit einer großer Stadt. Dieser ist allerdings nur in unserer Vorstellung notwendig, um die Lagen zu planen, und muss deswegen nicht ausgebaut werden.

Der Wald sollte groß sein – groß und dicht genug, um sich einfach darin zu verlaufen. Und um den ganzen noch eine mysteriöse Undurchdringlichkeit zu geben, ist er permanent von einem Nebel bedeckt, der dichter wird, desto tiefer man eindringt. Man kann sich entsprechend vorstellen, dass Lana es nicht einfach haben wird sich dort zurechtzufinden. Wenn ein Wald keine Wege aufweist, (was dieser hier nicht soll) gibt es keinen Grund etwas anderes als seine Größe, Dichte, das Gelände, und wohlmöglich Pflanzen- und Tierarten zu planen. Letztere verschieben wir aber auf den Figuren-Abschnitt vom Worldbuilding.

Die Höhle, in der der Dämon haust, befindet sich dann tief im Osten. Vom Gedankengang so ziemlich genau nördlich vom Dorf. Um dort hinzukommen, muss man sich durch dichte Wurzeln und Büsche schlagen, und selbst dann kann man sie leicht verpassen, weil der Höhleneingang abwärts liegt und von Ranken verdeckt wird.

Die Höhle selbst verläuft in den Untergrund und ist entsprechend dunkel, feucht und matschig. Die steinigen Wände und höhere Luftfeuchtigkeit schlucken mit Leichtigkeit das Licht von Fackeln. Weil wir uns in einer unterirdischen Höhle befinden, können wir uns dir Inspiration nehmen, das ganze wie etwa eine Mine, oder einen Bau aussehen zu lassen. Ich finde die Idee von einem Bau, in dem der Dämon sich sein Leben aufbaut, interessanter und sinnvoller. Entsprechend hat die Höhle also viele Abzweigungen, Hohlräume, und Sackgassen. Damit Lana aber nicht von einem Irrgarten (dem Wald) in den nächsten (die Höhle) wandert, können wir Markierungen an den Wänden anbringen, die der Dämon selbst nutzt, um sich zurechtzufinden.

Die Sackgassen sollten Zeichen von verlassenen Lebensspuren enthalten. Zu sowas kann verwestes Fressen gehören, Nestmaterial, oder im Falle eines übernatürlichen Dämons auch Ritualzirkel und Zaubergegenstände.

Die Haupthöhle, in der sich der Dämon aufhält, sollte hingegen lebendiger Wirken und mehr Inhalt haben. Die grundsätzlichen Sachen aus den Sackgassen lassen sich auch hier einbauen. Nur würde ich das Essen etwas frischer gestalten – in Verwesung zu leben kann kaum angenehm sein. Außerdem kann ich mir einen Altar hier gut vorstellen.

Wenn wir uns abenteuerlich fühlen, können wir sogar innerhalb der Höhle Fallen kreieren, die für ein bisschen mehr Aufregung und Herausforderung sorgen. Das würde ich aber vermutlich eher während des Geschichte-schreibens entscheiden.

Und damit hätten wir auch schon unsere drei Hauptorte abgeschlossen.

Die Wege

Zu guter Letzt kommen nur noch die Wege, damit wir beschreiben können, wie Lana genau zwischen den verschiedenen Orten hin- und her reist. Die Strecke ist im Allgemeinen sehr linear. Wir können uns von der Hauptstadt eine gepflasterte Straße nach Norden vorstellen, die zum Wald führt. Auf ungefähr halben Weg gibt es eine Abzweigung in den Osten, wo ein Schotterweg zu dem abgelegenen Dorf führt. Entlang der Straße ist auch nicht viel zu sehen. Hauptsächlich Flachland und Wiese im Westen und eingezäuntes Farmland im Osten.


Das wäre es dann auch schon mit all den Orten für Lana‘s Quest! Ich weiß, das ganze sieht nach sehr viel aus, aber das liegt daran, dass ich alles etwas ausführlicher aufgeschrieben habe, damit mein gedanklicher Denk- und Planungsprozess etwas ersichtlicher wird. Normalerweise bleibt so ca. 60% von all dem geschrieben hier in meinem Kopf – vor allem die Lage von Orten – und ich kann mir nur gut vorstellen, dass das gleiche bei vielen von euch auch der Fall sein wird.

2. Regeln für unsere Geschichte

Nach den Orten können dann auch schon direkt die Regeln folgen. Und wie wir bereits gelernt haben, sind diese von vier Faktoren abhängig:

  • Dem Genre
  • Der Handlung
  • Den Orten
  • Und von logischen Zusammenschlüssen.

Gehen wir drei dieser vier Sachen doch im Lichte von Lana’s Quest einmal durch.



Genre-Regeln

Lana und ihre Geschichte befinden sich in einer Fantasy Welt. Entsprechend werden die Regeln von unserer realen Welt um einiges abweichen.

Magie wäre Beispielsweises so eine Abweichung. Magie soll in dieser Welt existieren, allerdings nicht von Menschen selbst angewendet werden können. Ob es magische Waffen gibt, die sie benutzen können, ist mir noch unklar, deswegen lassen wir den Punkt erstmal offen.

Andere Rassen soll es in der Welt auch geben, vorwiegend aber Menschen. Zu einer anderen Rasse würde übrigens auch der Dämon gehören, den Lana bezwingen soll. Auch wenn man diesen handelsüblich eher als Monster einstufen würde.

Fantasy-Welten finden häufig in einer älteren, mittelalter-inspirierten Umgebung statt. Das soll auch hier der Fall sein, mit einem Wall um die Hauptstadt, einem Schloss, und Fachwerkshäusern. Außerdem sollen die Figuren und Charaktere altmodische Kleidung tragen.

Und apropos. Was wäre ein Schloss ohne König und Adel? Schön anzugucken allemal, aber auch etwas unnütz. Setzen wir also einen König als alleinigen Herrscher auf den Thron, und Adelsleute rundherum, die versuchen ihn zu beeinflussen – wir haben also als Regierungsform eine Monarchie.

Außerdem möchte ich für die Geschichte ein klassisches dreistufiges Klassensystem: Adel, Arbeitervolk, und Verarmte. Vielleicht ist dir auch schon aufgefallen, dass die Hauptstadt in drei Bereiche geteilt ist, die auch genau das darstellen soll! Die Bauern außerhalb der Hauptstadt (zu denen Lana ja auch dazugehört) gehören übrigens zur Arbeiterklasse.

Zu einer mittelalterlichen Umgebung gehört natürlich auch der Mangel an (modernen) Technologien. Telefone und Computer gibt es nicht, und Autos entsprechend auch nicht. Wege werden mit Lasttieren, Pferden und Wägen, oder zu Fuß zurückgelegt. Eine Technologie, auf die ich allerdings nie verzichten werde ist eine funktionstüchtige Toilette und ein entsprechendes Kanalsystem. Also findet das auch hier seinen Platz – stell dir das ganze einfach ein wenig rustikal und altmodisch verkleidet vor.

So weit wäre das dann auch schon alles, was die Genre-Regeln angeht. Du siehst ja, dass ich diese auf Lanas Welt angepasst habe, allerdings ist auch völlig in Ordnung erst mal allgemeine Grundregeln für dein Genre zu recherchieren und diese im Anschluss anzupassen.



Regeln, die aus der Handlung entstehen

In jeder Handlung sind automatisch Regeln miteinbegriffen – oft welche, die du unterbewusst aufgestellt hast. In diesem Punkt geht es also darum herauszufinden welche Handlung was für Regeln mit sich bringt.

Hier hast du noch mal eine Übersicht der Handlungspunkte für Lana’s Quest, damit du nicht wieder ganz nach oben scrollen musst:

  1. Lana ist in der Hauptstadt, um dort Besorgungen zu erledigen
  2. Zeitgleich ist der Dämonenangriff in ihrem Heimatdorf – Killian stirbt
  3. Lana kehrt ins Dorf zurück, erfährt von dem Vorfall und beschließt ihn zu untersuchen
  4. Sie kehrt zurück in die Hauptstadt, um eine Waffe zu kaufen
  5. Sie verfolgt die Spuren des Dämons bis zu seinem Heimatort und konfrontiert ihn

Und nun ziehen hieraus Regeln.

Punkt 1 zeigt uns nicht sonderlich viel. Hauptsächlich, dass Handel in der Hauptstadt betrieben wird.

Aus Punkt 2 bekommen wir schon ein paar mehr Informationen. Wir haben einen nicht verhinderten Dämonenangriff in einem Dorf weit außerhalb der Stadt. Es waren also keine Wachen oder ähnliches vor Ort, die geholfen haben, woraus wir die Regel schließen können, dass es Wachen nur innerhalb der Hauptstadt gibt und die Straßen zu anderen Orten nur selten patrouilliert werden.

Darüber hinaus ergibt sich die Regel, dass Dämonen um einiges stärker sind als untrainierte Menschen, da letztere sich nicht gegen den Angriff wehren konnten. Dazu kommt, dass wir Dämonen einen gewissen Grundsatz an Intelligenz zusprechen können.

Wenn wir uns Handlungspunkt 3 widmen können wir als Regel etablieren, dass Wachen auf Geheiß des Königs solche Fälle untersuchen, sich allerdings dabei nicht sonderlich viel Mühe geben. Man könnte hier wohl noch mehr Regeln ersichten, das ist allerdings im Moment nicht wirklich notwendig. Also lassen wir uns die Möglichkeit für die Zukunft einfach offen.

Punkt 4 ist meiner Meinung nach interessanter, da der Plan ist, dass Lana sich die Waffe in einem verborgenen Laden im Bettlerviertel kauft. Entsprechend entwickelt sich die Regel, dass Waffenverkauf nur an die Oberschicht und Ritter erlaubt ist, und alle anderen die auch nur eine Waffe besitzen, bestraft werden.

Und zu guter Letzt, Punkt 5. Hier stellen wir ein Paar Regeln zu Dämonen an sich auf. Sie Leben an dunklen, abgelegenen Orten. Außerdem haben sie leichte Aggressions- und Gewaltprobleme und brauchen frisches Fleisch oder Blut als Ernährung. Hier möchte ich außerdem eine Regel aufstellen, die im Moment vielleicht noch keine direkte Verbindung zu irgendwas in der Geschichte hat: Und zwar herrscht unter den Dämonen eine klare Hierarchie – heißt also, dass sie nur agieren, wenn ihnen von oben das jemand aufgetragen hat. Das ist im Moment eine noch recht irrelevante Regel, aber mir gefällt der Gedanke und man kann hieraus in der Zukunft noch einige Handlungsstränge ziehen. Zum Beispiel dass der Dämon, der Lanas Freund getötet hat, gar nicht der Endgegner ist, sondern nur eine Marionette.


Briefumschläge

Orte und Regeln

 Jeder Ort hat irgendwelche Regeln, welche in der Regel von dessen Größe und Komplexität aufweist. Wir wollen uns zunächst nur auf folgende Orte konzentrieren und gar nicht groß in die Unterorte eindringen:

  • Die Hauptstadt

Unsere Hauptstadt ist in ein Klassensystem unterteilt, und weil ich die Grenze zur oberen Schicht verdeutlichen will, herrscht ein strenges Aufenthaltsverbot im Schlossdistrikt. Nur ausgewählte Personen, Adelige, und Ritter dürfen überhaupt in diesen Bereich gelassen werden. Entsprechend nimmt auch die Wachenpräsenz von Nordwesten nach Südosten kontinuierlich ab.

An den Eingangstoren zur Stadt sind ebenfalls Wachkontrollen. Einzelpersonen können in der Regel mühelos passieren, Warenlieferungen werden allerdings jedes Mal kontrolliert.

Im Straßendistrikt stehen überall Marktstände. Diebe sind also auch nicht weit weg, vor allem nicht auf der südlichen Seite des Bereichs, der direkt an den Bettlerbezirk angrenzt.

Gewalt und andere Verbrechen (angelehnt an unser modernes Strafverfolgungssystem) werden stark bestrafft, wenn der Verbrecher gefasst werden – teilweise auch bis hin zur Todesstrafe.

  • Das Dorf

Das Dorf hat tatsächlich kaum formelle Regeln. Das Hauptaugenmerk ist hier eher, dass es sich um ein sehr gemeinschaftliches Dorf handeln soll, wo jeder jedem hilft.

  • Der Wald

Der Wald soll so undurchdringlich wie möglich sein, wofür Nebel, Pflanzen und Tiere sorgen. Außerdem will ich mir die Möglichkeit eröffnen in der Zukunft eventuell eine andere Rasse hier wohnen zu lassen. Dafür ist es wichtig die Regel aufzustellen, dass der Wald üblicherweise für Menschen Tabu ist, und man nur auf dem Hauptweg gehen soll. Außerdem gibt es von der Hauptstadt aus keine Patrouillen und Erkundungen in dieser Gegend.


Und somit sind wir tatsächlich auch schon fertig mit den Regeln für Lana’s Quest. Gar nicht mal so viel, oder? Ich zumindest hatte noch einiges mehr erwartet.

Und keine Sorge, ich habe nicht vergessen, dass logische Zusammenschlüsse auch ein wichtiger Faktor für Regeln sind. Jedoch sind die Handlung und der Hintergrund für unsere Geschichte hier ein wenig zu simpel, um sowas zu finden. Solltest du da anderer Meinung sein, dann hinterlass gerne einen Kommentar und wir diskutieren das aus!

Ich hoffe dennoch, dass dieses (nicht ganz so) kurze Beispiel geholfen hat zu zeigen, dass man direkt ins Worldbuilding reinspringen kann und nicht alles im Voraus geplant und ins letzte Detail gehen muss.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Consent Management Platform von Real Cookie Banner